Luxus, Strand und Kapitalismuskritik

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Eine Woche Hawaii. Eine Woche Luxushotel mit Spa. Eine Woche mit wunderschönen Sonnenuntergängen und hervorragendem Essen. Eine Woche unter den Reichen und Schönen. Klingt doch wunderbar, oder? Nach der ersten Staffel von White Lotus vergeht einem jedoch die Lust. Die Serie besitzt einen starken Suchtfaktor, obwohl die Dialoge und Figuren so skurril und unausstehlich sind und man diesen Menschen am liebsten aus dem Weg gehen, statt sie begleiten möchte. 

Mike White, der Drehbuchautor und Regisseur hat mit der HBO Dramedy-Serie oder auch Cringe Comedy ein Meisterwerk geschaffen. Gezeigt wird eine gut gelungene Kapitalismus-Kritik, welche man am besten in einem Rutsch durchschaut (es sind ja auch nur sechs Folgen).

Die Serie beginnt am Flughafen. Eine Leiche wird in ein Flugzeug verladen und ein junger Mann betrachtet das Ganze vom Gate aus. Dann die Einblendung „Eine Woche zuvor“ und die Neugierde steigt, wen es denn erwischt haben könnte. Nach der ersten Folge wünscht man allen Protagonisten den Tod und dieses Gefühl verdichtet sich nach den weiteren Folgen. 

In der ersten Episode treffen die Gäste im Hotel White Lotus ein: die Familie Mossbacher mit beiden Kindern und der besten Collegefreundin der Tochter, Tanya McQuoid und ein junges frischverliebtes Paar, welches sich auf ihre Flitterwochen freut, Shane und Rachel Patton. Die bilden die drei Haupterzählstränge der Serie. Daneben werden die Mitarbeiter:innen des Hotels beleuchtet, welche das krasse Gegenteil im Punkto Einstellung und Handeln zeigen, zumindest wird dies erwartet. Die drei Parteien repräsentieren die Inkarnationen des heutigen Amerikas. Vom Eigentümer eines Immobilienimperium bis zum Besitz eines (unerklärlichen) Familienvermögen ist alles vertreten. 

Eine Woche begleiten die Zuschauenden die Protagonisten und finden immer mehr heraus, wie sie ticken, diese rich people. Sie wollen vermeintliche alles richtig machen, demolieren sich mit ihren tagtäglichen Entscheidungen jedoch selbst. Dabei geht es um Aussagen zu beispielweise Feminismus, Sexismus oder Rassismus oder einfach ihre Einstellung, dass Geld alle Türen öffnet. Teilweise ist es kaum aushaltbar, wie beim Jungehemann Shane Patton, welcher sich die ganze Woche in den Kopf setzt, er sei in die falsche Suite gebucht worden. Das lässt ihn nicht los, er wirkt kindisch (ala „Ich will, ich will, ich will“) in den Versuchen an der Rezeption seine Meinung durchzusetzen. Alle Figuren durchlaufen in dieser Woche eine Entwicklung, welche teilweise nicht hervorsehbar ist. 

https://www.thrillist.com.au/entertainment/nation/the-white-lotus-jennifer-coolidge-boat-scene

Schauspielerisch besonders hervorgestochen ist Tanya, gespielt von Jennifer Coolidge (bekannt als Stiflers Mom). Sie spielt eine reiche ältere Frau, welche die Asche ihrer Mutter im Meer streuen möchte und dafür mehrere Anläufe braucht. Sie hat Geld, viel Geld – woher ist jedoch unklar. Die dümmliche Art, welche sie auf der einen Seite ausstrahlt und die gestandene Frau, die weiß was sie will auf der anderen Seite macht ihre Figur durchaus interessant. 
Markant für die Serie ist auch das Titellied „Aloha“ von Cristobal Tania De Veer, welches eher zum mitträllern als zum überspringen verleitet.

Im Großen und Ganzen eine großartige Serie und alle Preise und Hypes sind wohl verdient. 

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