Blutiger Sommer: Die Revolution der Frauen

(v.l.n.r.): Myassa Kraitt, Mona Matbou Riahi, Simonida Selimović © Apollonia Theresa Bitzan

Aus aktuellem Anlass wird das Stück „Blutiger Sommer“ des Nestroy-nominierten iranisch-österreichischen Regisseurs Alireza Daryanavard wiederaufgenommen. Am 9. November feierte die neue Version des Stücks, nun mit dem Untertitel „Revolution der Frauen“, Premiere im WERK X-Petersplatz.

Die Frauenrevolution im Iran ist der Gipfel eines Freiheitskampfes, der schon Jahrzehnte andauert. In der Originalversion seines Stücks „Blutiger Sommer“, das 2020 im WERK X-Petersplatz zu sehen war, arbeitete Autor und Regisseur Alireza Daryanavard die Massenhinrichtungen politischer Gefangener der späten 1980er auf. Für diese Produktion wurde er für den Nestroy-Preis in der Kategorie „Bester Nachwuchs männlich“ nominiert.

Im Pressetext fällt der Begriff „dokumentarisches Theater“. Das überarbeitete Stück „Blutiger Sommer: Die Revolution der Frauen“ kombiniert geschichtliche Rückblicke mit Augenzeuginnen-Berichten der aktuellen Proteste im Iran. Für die drei Darsteller:innen Myassa Kraitt, Simonida Selimović und Mona Matbou Riahi ist das Thema auch persönlich aufwühlend.

„Ich bin eine Iranerin. Dieses Stück nimmt mich total mit,“ sagt Mona Matbou Riahi. „Ich bin mir nicht sicher, ob es nur wegen meiner Herkunft ist, oder auch das Thema: es geht um eine feministische Revolution. Ich sehe hier eine Verantwortung als Mensch und als Frau. Die Menschen im Iran brauchen keine Stimme, sondern sie brauchen es, dass ihre Stimmen gehört werden.“

Mona Matbou Riahi © Apollonia Theresa Bitzan

Musik spielt in dem Stück eine zentrale Rolle. Die Musikerin und Komponistin Mona Matbou Riahi hat diverse Objekte auf die Bühne gebracht. Sie kombiniert Klarinettenklänge mit dem harten, rhythmischen Klirren von Ketten und Stahlstangen. „Für mich war wichtig zu schauen, wie man Schauspiel, Bühnenbild und Instrumente zusammenbringen kann,“ sagt sie. Sie integriert auch ganz bewusst iranische Straßensongs sowie Protestlieder der aktuellen Demonstrationen.

Mona Matbou Riahi war nicht nur als Darstellerin und Musikerin, sondern auch in der Stückentwicklung involviert. Sie betont, dass die aktuelle Version von „Blutiger Sommer“ ein Gemeinschaftsprojekt ist: Jede der Darsteller:innen brachte Textpassagen und Ideen mit ein. „[Regisseur] Alireza hat Räume aufgemacht für eine kollektive Arbeit, Schulter an Schulter.“ Dieser Zusammenhalt ist auch auf der Bühne spürbar.

(v.l.n.r.): Myassa Kraitt, Mona Matbou Riahi, Simonida Selimović © Apollonia Theresa Bitzan

Neben der Klangkulisse beeindrucken vor allem die vielschichtigen, mehrsprachigen und tief-emotionalen Monologe von Myassa Kraitt und Simonida Selimović. Das Zusammenspiel aus Wort, Bild, Ton und Körperlichkeit funktioniert, und so wird das Stück für das Publikum zu einer intensiven multisensorischen Erfahrung.

Die Neuauflage von „Blutiger Sommer“ ist herausfordernd und aufwühlend. Das Stück vereinigt Kunst, Aufklärung und Aktivismus in einem stimmigen Gesamtkonzept.

Weitere Vorstellungen: 10., 11. und 12. November 2022 im WERK X-Petersplatz, 19.30 Uhr

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