
Was haben wir in dieser speziellen Artikelreihe nicht alles über die Jahre miterlebt: Weltweite Clown-Angriffe, die mal mehr und mal weniger ernsthafte Probleme mit sich brachten, wir haben Halloweenmusik, Filme und Kultur besprochen und die wahre Geschichte vom Fest und seiner Verbindung zum Thema Hauntology (und Psychogeografie, doch dazu ein andermal mehr!) erforscht. Also was haben wir noch nicht gesehen? Bücher, Filme, Musik, Bräuche, „Vintage Halloween“, wir sahen alles. Oder doch nicht?
Ein Aspekt, der bisher nur am Rande behandelt wurde, ist der der Bildenden Halloween Kunst, des Bastelns an Requisiten oder Kostümen, der eine unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten zur kreativen Betätigung bereithält. Natürlich gibt es hier auch Trends und Basics and entlang der Grenzen von Trends – und jenseits davon, Das beginnt schon bei einfachen Dingen wie dem kreativen Anbringen von Plastikskeletten und Spinnweben. Hier kann man schon mit relativ wenigen Mitteln Geschichten erzählen, Interaktivität kreieren und Atmosphäre erschaffen. Ich werde dabei eher auf allgemeine Ideen als auf konkrete Basteltipps eingehen, von denen gibt es ohnehin genug, und versuchen, das Essentielle, die Grundideen von Bastelei, dabei zu unterstreichen.
Die Wahl der Waffen
Das Material, welches zum Basteln verwendet wird, sagt viel über die Bauphilosophie des Bastelnden aus. Grundsätzlich sind hier die erste Faustregel und ein grundsätzliches Auswahlkriterium natürlich der Kostenpunkt der Rohmaterialen, der sich erfahrungsgemäß immer dann verdoppelt, wenn etwas bereits für einen spezifischen Nutzen, beziehungsweise als spezifischer Dekoartikel vermarktet wird. Das heißt, „Deko Seil Vintage Piraten“ kostet für jedes Adjektiv in seiner Bezeichnung mehr als es sollte. Kauft man jedoch „Hanfseil“ oder bastelt sich eins aus Klopapier und Holzleim von Grund auf selbst, kann man schon einiges an Kosten sparen und das Endergebnis sieht dann auch noch meistens besser aus, oder kann an die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen genau angepasst werden. Was auch bei keinem Projekt fehlen darf sind, unter anderem, Dichtungsschaum, der eben schon erwähnte Holzleim, Plastikrohre, Pappmaché, Krepp- oder Gafferband und Draht sowie Schaumstoff. Werkzeug wie ein Bohrer, eine Säge und Hammer sind natürlich auch vonnöten.
Der leichte Spuk
Wichtig ist natürlich auch zu bedenken, dass die meisten Bastelnden keine Profis sind und das hat mehre Auswirkungen auf das Projekt. Erstens wird natürlich das Anschaffen von teurem Spezialwerkzeug vermieden, jedes Werkzeug soll am besten gleich mehrere Funktionen erfüllen und braucht nicht bei einzelnen Punkten brillieren. Zweitens ist natürlich auch die Platzfrage immer präsent, es wird nicht nur genug Platz zum Bauen gebraucht, sondern auch zum Verstauen, wenn das Werkstück einmal nicht in Verwendung ist. Und drittens geht es auch um das Gewicht des Werkstücks. Dekoration soll möglichst leicht sein, nicht nur um sie bei Bedarf transportieren zu können, sondern auch weil sie dadurch stabiler wird. Leichte Materialien bedeutet weniger Gewicht, das auf kritischen Stellen lastet. Interessanterweise ist hier wieder einmal die Präsenz der Absenz spürbar, angewandte Hauntologie. Die gruselnden Dinge sollen hohl, oder aus Schaum sein, der Luft einschließt und Volumen ohne nennenswerte Gewichtzunahme erzeugt, sprich: Dinge sollen mit Nichts ge- oder erfüllt und trotzdem stabil sein. Jeder gute Spuk ist leichter als er scheint.
Das Ziel ist Horror, doch welcher?
Wenn wir ein Bastelprojekt für Halloween beginnen, dann stellen wir uns natürlich auch vor, welche Effekte wir damit erzielen wollen. Splatter Horror, wo es zu Beuscheleskapaden kommt? Dichtungsschaum ist perfekt für Gedärme und sonstige Wunden und Gore! Oder soll es doch eher gediegener Vintage Horror sein? Hier kann man sich bei Filmen inspirieren lassen, Dracula und Mumie sagen hallo! Kindergerechter Grusel ohne düstere Implikationen? Mit sinistren Implikationen? Es gibt viele ausdruckbare Wanddekorationen mit Motiven zu beidem! Folkhorror? Vogelscheuchen, schwarze Katzen und Strohballen sind ein guter Anfang. Es gibt viele Spielarten des Horror und jede hat klassische Darstellungsweisen.
Zu guter Letzt…
Habt ihre euer Eigenheim mit den Millionen an Basteltipps des Internets in eine gruselige Höhle verwandelt – oder komplett eingesaut, wieder eine andere Art Horror – dann stellt sich die Frage, wir ihr das visuelle auditiv unterstützen wollt. Da ich letztes Jahr in dieser Rubrik das Sub-Sub-Subgenre Halloweensynth vorgestellt habe, ist es nur passend, dass ich an dieser Stelle die diesjährigen Neuzugänge kurz auch erwähne. Pumpkin Witch hat mit The Return of Pumpkin Witch wieder einmal ein grandioses Album abgeliefert und auch Cimitir hat mit Hour of The Devil kurze, aber gute neue Horroruntermalung bereitgestellt.
Ich wünsche allen ein fröhliches Halloween.