
Das Slash 2022 von 22. September bis 2. Oktober war wieder viel zu gut und viel zu kurz. Ich möchte aber nicht nur hohle Phrasen dreschen, sondern das Feelings des Festival hervorheben und auch die Vielfalt, die ich jedes Jahr einfach loben muss, soll hier nicht nur als Randnotiz stehen.
Das dieses Jahr wieder durchgestylte Slash kann abermals stolz sein auf das Gesamtpaket aus schrägem Humor, harter Arbeit und ehrlicher Herzlichkeit, die eine Mischung ergeben, die ansteckend ist. Diese Jahr war die Farbe Grün an der Reihe und so wurde zum Auftakt des Slash die Lobby des Gartenbaukinos in einen überwachsenen Tempel and vergessene Götter verwandelt, ganz passend auch zum Merch-Trailer, der einem erklärt, wie man Kontakt mit mehrdimensionalen Wesen aufnehmen kann und sich auch nicht mehr vor Horrorfilme fürchten muss.
Der Opening Film
Der Opener „Resurrection“ (2022), der gar nicht so viel religiöse Ästhetik hat, wie man bei diesem Namen meinen könnte, überzeugte durch solide Performances der Hauptdarsteller:innen Rebecca Hall und Schauspielveteran Tim Roth. Fast wie ein Kammerspiel ist es ein zelebriertes Grauen, das wir sehen. Eine Geschichte von Hilflosigkeit, Frust und eben Wiedergeburt. Ein Slowburner wie ein Fegefeuer und einem Detail, das wohl eine Anspielung an Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ (1992) sein muss. Hier sind ein paar meiner Highlights vom Festival.
Queer Horror – Retroschiene
Die diesjährige Schiene „Queer Horror“, ein Genre also, das gleich zwei Außenseiteraspekte in sich vereint und das zwar schon lange also solches existiert, aber erst vor kurzem benannt wurde, ist eine großartige Möglichkeit, ältere Filme neu zu bewerten. So hat auch das legendäre „Sleepaway Camp“ (1983), ursprünglich geprägt von Transphobie und Transmisogynie, von der Transcommunity eine Neudeutung und Aneignung erfahren. Wir wissen: Die Camping Slasherin Angela – verkörpert von der einzigartigen Felissa Rose – rules! Caming Horror vom feinsten, was auch dem unermüdlichem Slash-Team zu verdanken ist, die mit einer Lagerfeuergesangseinlage den Abend erst so richtig angeheizt haben.
Ein Abend mit Joe D’Amato
Ein weiteres meiner persönlichen Highlights war das Joe D’Amato Double Feature mit der Dokumentation „Inferno-Rosso: Joe D’Amato sulla via dell’eccesso“ (2021) und „Buio Omega“ (1979). Hier sah man hinter das öffentliche Gesicht des „Porno Königs“ und entdeckte einen leidenschaftlichen Filmemacher: Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Kameramann war Aristide Massaccesi – wie D’Amato mit bürgerlichem Namen hieß – einzigartig. Zuerst in der Theorie im Dokumentarfilm von Weggefährt:innen beschrieben und dann gleich im Anschluss im Spielfilm bewiesen, war dies ein wirklich außergewöhnliches Doppelpack.
Nacht der 1000 Messer
Vier längere und ein kurzer Spaß machten die Nacht der 1000 Messer wiederholt zu einem Genuss. Abgedrehtes von Video NAsty Kulten „V/H/S 94“ (2021), ruralen Organhändlern in „The Price we Pay“ (2022) zu wortwörtlichen in Katakomben hausenden Untergrundnazis in „Deep Fear“ (2022) und Alien-Zopmbie Parasiten in „Pussy Cake“ (2022) sowie ein Höllenhund im Pudelpelz in „Good Boy“ (2022), waren dabei.
Abschluss
Der heurige Überraschungsfilm „Medusa Deluxe“ (2022) war ein ganz eigenes Kapital, scheinbar beinahe ohne Schnitte gedreht, lässt einem der Mördermysteryfilm, angesiedelt in der Haarmodenwelt, die Haare zu Berge stehen. Ein Who done it mit Flair, wobei hier wohl der Weg das Ziel ist. Ein schöner Abschluss für das Festival.