
Foto: Johanna Stockreiter
Eines Abends wird Antonia Pichler von ihrer Tochter gefragt, warum denn Mädchen in Bilderbüchern „nur“ ein Dreieck dort haben, wo ihre Yonis sind. Diese Frage hat die Autorin zum Nachdenken gebracht und daraufhin beschloss sie, dass es nun an der Zeit sei, dem weiblichen Geschlecht mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dies tut sie in ihrem neuen Kinderbuch „Ich und meine Yoni“ und bricht damit ein Tabuthema auf, welches schon zu lange ein blinder Fleck gewesen ist.
Ich selbst arbeite im Kindergarten, mir kommen also öfter Kinder bzw. Bilderbücher in die Hände. Das Buch von Antonia Pichler, welches sie ihrer Tochter widmet, ist sehr gut, um gemeinsam mit dem Kind das weibliche Geschlecht zu erkunden. Zusammen mit Loumi, sie ist in ihrem letzten Kindergartenjahr, lernen die Leser:innen ihre neue Freundin Yoni kennen. Aus der Sicht von Loumi erzählt das Mädchen, was denn die Yoni überhaupt ist, was sie kann, nicht kann und dass sie für mehr da ist, als zum Pipi machen.
Sehr schön und kindlich illustriert wird nicht nur spielerisch das Thema „Meine Vulva“ aufgegriffen. Die Arbeit beinhaltet auch Sachbuchelemente, welche in einfacher Sprache geschrieben sind. So wird beispielsweise die Vulva, bzw. die Gebärmutter genauestens beschrieben. Beide werden in Fleischfarbe dargestellt, rundherum sind Blumen abgebildet, welche eine gewisse Gelassenheit ausstrahlen und die Assoziation Biologiebuch schwinden lassen.

Stopp, das sind meine Grenzen!
Auch das essentielle Thema, welches, meiner Meinung nach, auch schon für Kinder in jungen Jahren wichtig ist, sind die Grenzen. Es wird einfühlsam beschrieben, dass die Yoni Loumis größter Schatz sei und „deshalb darf sie auch niemand ansehen oder angreifen, ohne dass ich das möchte“. Das gefällt mir sehr gut, denn je früher dieses Selbstbewusstsein gefüttert wird, desto besser!
Von Binden und Cups
Dass Mädchen einmal ihre erste Periode bekommen werden und welche Hilfsmittel es dafür gibt, wird auch sehr gut im Weltraumsetting mit Tamponrakete dargestellt. Den Satz: „Mami hat mir erklärt, dass das nicht wehtut“ würde ich persönlich und wahrscheinlich einige Frauen in meinem Umfeld nicht unterschreiben, aber das kann ja individuell erklärt werden.

Schade finde ich, dass Loumi alles nur mit ihrer Mama bespricht. Meist haben die Mamis auch eine Yoni und sind somit Expertinnen, doch bei ein paar Themen hätte es vertragen, den Papa auch daneben sitzen bzw. etwas erklären zu lassen.
Das Buch ist ein super Aufklärungsbuch der Vulva, welches am besten von Eltern und Kind gemeinsam betrachtet werden sollte. Ich würde das gesamte Buch erst für Kinder ab dem Schulalter empfehlen, jedoch einzelne Teile können auch für jüngere Kinder spannend sein. Es ist kein reines Vorlesebuch, ich denke es könnte viele Themen anstoßen, über die Eltern mit ihren Kindern sprechen können und sollen. Jeder Mensch hat einen anderen Zugang zu dem Thema, trotzdem beschreibt die Autorin die Themen sehr neutral und korrekt. Es ist wichtig, die große Scham in Bezug auf das Thema zu nehmen und damit macht Antonia Pichler mit ihrem Buch einen Schritt in die richtige Richtung.