
Hana Zanin Pauknerová ist Obfrau eines wunderbaren Vereins. Dem Verein Ich bin O.K. Seit 40 Jahren gibt es ihn bereits und er bietet seither Tanzkurse für Menschen mit Behinderungen an. Gegründet wurde er von Katalin Zanin. „Sie wollte zeigen, dass diese Menschen auch etwas zur Gesellschaft beitragen können“ – und so hat die gebürtige Ungarin 1979 zunächst eine Tanzgruppe in Wien gegründet.
Anmerkung der Redaktion: Eine Version dieses Artikels erschien ursprünglich am 5. Mai 2021 auf unserer alten Homepage.
Der Verein setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Wert bekommen und dass sie die kulturelle Gesellschaft aktiv mitgestalten können. Bei Ich bin O.K. können sich diese Menschen vor allem durch den Tanz ausdrücken. Denn Tanz ist nicht nur Bewegung, sondern auch ein Medium der nonverbalen Kommunikation, meint Hana.
Hana Zanin Pauknerová ist ausgebildete Balletttänzerin, ihre Ausbildung hat sie in Prag absolviert. Trotz dieser hat sie gespürt, dass es nicht das ist, was sie machen möchte. Es war ihr zu aufgesetzt.
2001 wurde sie vom Verein als Tänzerin eingeladen und hat sich dort gleich so wohl gefühlt, dass sie gar nicht mehr weg wollte. Anfangs war sie auch noch teilweise in Deutschland engagiert, bis sie vor 10 Jahren den Verein gemeinsam mit dem Sohn der Gründerin, Attila Zanin, übernommen hat. Sie ist die künstlerische Leiterin des Tanzstudios. Ihre Kurse spezialisieren sich vor allem auf den Modern Dance. Neben dem Lehren des Tanzes macht Hana eine Weiterbildung im Fach Behinderten-Betreuerin und -Begleiterin.
Als sie damals aus Tschechien nach Wien kam, hatte sie Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Doch das hatte keine Auswirkungen auf die Arbeit in dem Verein. „Trotzdem haben wir uns so gut verstanden, nämlich nonverbal.“ Als Tänzerin kann sie sehr gut mit ihrem Körper umgehen und auch so ihre Emotionen ausdrücken. Wenn mit Menschen mit Behinderung gearbeitet wird, erlernt man eine neue Sprache: Die Körpersprache.
Jeden Tag werden Tanzkurse angeboten, welche von zehn verschiedenen Pädagog:innen unterrichtet werden. Die große Vielfalt gibt es erst, seit sie den Verein übernommen hat. Die Kurse richten sich an Kinder wie an Erwachsene. Obwohl die Kurse für alle offen sind, bestehen die Gruppen aktuell hauptsächlich aus Menschen mit Behinderung. Im Sinne der Inklusion wünscht sich der Verein allerdings gemischte Gruppen. Für Projekte werden darum Menschen ohne Behinderung engagiert. So kommen Student:innen und Schüler:innen regelmäßig vorbei und tauchen in diese wundervolle Atmosphäre, um so zu erfahren, dass deren Tänze genau wie alle anderen sind.
Konni: „Tanzen ist toll. Tanzen ist angenehm. Und Hana ist die beste Tanzlehrerin der Welt, darum macht es solchen Spaß“
Einmal im Jahr kommt es zu einem großen Projekt. Dieses Jahr wird der „Flötenzauber“ aufgeführt. Neben Livemusik, einer Opernsängerin und mehreren Kooperationspartnern treten die Tänzer und Tänzerinnen von Ich bin O.K. auf. Sie spielen vor Freunden, Familien und Interessierten und auch für Schulen und Tagesstrukturen/Werkstätten. Bei den letzten Projekten haben sie von Lehrer:innen viel positives Feedback bekommen, erzählt Hana. „Sie haben gar nicht erkannt, dass Menschen mit Behinderung performen.“
Durch die Aufführungen werden die Zuschauer:innen sensibilisiert. Das ist auch der Grund, warum es zu Schulaufführungen kommt, damit gerade die jüngere Generation sich mit dieser Thematik beschäftigt um sich ein Verständnis für diese Menschen anzueignen. So kann es zu einer „großen Wandlung in den Köpfen der Zuschauer kommen, die diese Menschen beim Tanzen sehen“, sagt Hana.
Um die 110 Tänzer:innen besuchen mit großer Begeisterung die verschiedenen Tanzkurse, welche im ersten Bezirk abgehalten werden.
Ein Teil von ihnen sind Menschen mit Down Syndrom. Diese sind sehr emotional, haben das Bedürfnis, sich viel zu bewegen, um sich dadurch auszudrücken. Durch den Tanz können sie ihre Emotionen auch besser in den Griff bekommen. Denn das Tanzen fördert nicht nur den Bewegungsapparat, sondern auch die Disziplin. Wer in einer Gruppe tanzt, muss auf sich selbst und die anderen achten.
Durch den Tanz erlernen sie auch eine gewisse emotionale Kompetenz, die ihnen bei ihrer Persönlichkeitsbildung weiterhilft. „Wenn sie die Emotionen beim Tanz erlernen, können sie später besser damit umgehen.“ Daneben hält es, durch das Erlernen der Choreografien, das Gedächtnis fit.
Cathi: „Ich bin ein echtes Energiebündel. Beim Tanzen kann ich diese ganze Energie raus lassen, das ist dann sehr befreiend und angenehm für mich. Und auch wenn ich traurig bin, ist Tanzen super, weil danach geht es mir jedes Mal wieder gut.“
Es gibt auch kleinere Vorführungen, wie zum Beispiel am 21. März, dem Welt-Down-Syndrom-Tag. Von 16.30-17.15 Uhr findet dieses Jahr ein Flashmob am Stephansplatz statt. Dieser findet EU-weit statt.

Die Menschen, mit denen sie heute arbeitet, haben ihrer Meinung nach den Grund wiedergefunden, warum man begonnen hat, zu tanzen. Bei ihnen geht es in erster Linie um die Gemeinschaft und darum, die Emotion auszudrücken. Die Wichtigkeit der Technik rückte so in den Hintergrund, im Vordergrund steht die Botschaft, die vermittelt werden soll. „Dann kam noch dazu, dass ich gesehen habe, wie diese Menschen durch den Tanz lernen, sich zu entwickeln und sich zu ändern. Sie bekommen dadurch viel Selbstbewusstsein.“ Dass sie diesen Menschen genau das geben kann, ist ein großer Antrieb diese Arbeit weiterzuführen. Sofort ist spürbar, dass sie diese Beschäftigung mit Liebe durchführt.
Der Verein muss sich vorwiegend über private Spenden, Projektförderungen von Licht ins Dunkel und zu einem kleinen Teil auch über die Kursbeiträge finanzieren. Die Stadt Wien gibt keine durchgehende Förderung, denn durch das vielfältige Angebot fallen sie im System durch. „Wir werden wie eine heiße Kartoffel hin und her geschoben“, meint Hana.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Inklusion bald Selbstverständlichkeit wird, die Anfrage weiter so bestehen bleibt und sich vielleicht eines Tages ein nachhaltiger Sponsor für eine finanzielle Basis finden wird.