Die Zöchlings und ihre Galerien

Foto © Sofie Wünsch

Schottentor. Raus aus der Bim, zu Fuß in Richtung Freyung schlendern. Schräg gegenüber des Bank Austria Kunstforums, Eckpunkt Freyung 1 – Strauchgasse 1, spielt sich die fabelhafte Welt des Kunsthandels der Zöchlings ab. Komm‘ mit zu einem Gespräch mit Werner Zöchling über Alte Meister:innen, nervige Banken und über die Do’s und Dont’s im Leben als Galerist:in.


Anmerkung der Redaktion: dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Oktober 2018 auf unserer alten Homepage.

Herrlich, gleich zwei Geschäfte einander gegenüberliegend. Was uns geboten wird? Ein breites Spektrum: Gemälde der Alten Meister, solche aus der Biedermeier-Zeit, bis hin zu jenen der klassischen Moderne. Jedoch auch der Grafik (Picasso, Chagall und Miró lassen grüßen) wird ordentlich viel Platz zugesprochen. Werner Zöchling, Galerist und Kunsthändler, hatte seinen Berufswunsch wahrscheinlich schon recht früh vor Augen, verrät uns der Umstand, dass er bereits mit rund sieben Jahren alte Sachen sammelte: „Zum Beispiel alte Eisenbahnen, die habe ich zum Teil heute noch.“

Judith und Werner Zöchling auf einer Kunstmesse, zVg

Am Anfang war das Möbelgeschäft

Begonnen hat jedoch alles mit Möbeln. Das erste Geschäft wurde in Rosenburg (im niederösterreichischen Kamptal) eröffnet. „Das hatte genau 15m². Die Leute haben uns gefragt, was da hineinkommt und mein Bruder hat geantwortet: ‚ein Möbelgeschäft‘. Dann haben sie nichts mehr mit uns geredet. Das Gebäude habe ich geliebt – es war so leicht zu heizen im Winter“, erzählt er schmunzelnd. Auch an den allerersten Kunden kann sich Zöchling noch gut erinnern: „Heinz Werner Schimanko. Eines Tages ist er gekommen – das weiß ich noch ganz genau – auf einer Golden Wing Maschine und hat mir eine Pendelstanduhr abgekauft. Aber, da er sie nicht hineingebracht hat in seine Maschine, hat er gesagt, wir sollen sie ihm ins Moulin Rouge nachbringen. In der Zeit hatte ich wirklich lustige Kunden.“

Alte Meister:innen, namhafte Künstler:innen und der eigene Geschmack

Später wurde nach Gars am Kamp übersiedelt, dann nach Krems an der Donau, später schließlich nach Wien in die Sonnenfelsgasse. Heute gibt es ein Geschäft in Eggenburg (Niederösterreich), das Judith, seine Frau, führt und zwei Geschäfte an der Freyung. Im Jahr 2008, während der großen Wirtschaftskrise, kam der Entschluss, sich auf Alte Meister:innen zu spezialisieren. Die Frage nach dem momentanen „Trend“ und danach, was seine Kund:innen derzeit am liebsten haben, kann Zöchling schwer beantworten. „Das weiß ich oft selbst nicht. Es sucht niemand etwas. Wir verkaufen ja etwas, das niemand wirklich braucht. Aber was trotzdem immer gut geht, sind berühmte, namhafte Künstler.“ Wie schwierig es wohl sein mag, zwischen persönlichem Geschmack und dem Geschmack der eigenen Kundschaft zu differenzieren? „Eine Differenzierung gibt es nicht“, lautet die Antwort. „Ich kaufe nur das, was mir gefällt. Sicher denke ich, ‚für diejenige oder denjenigen könnte das etwas sein‘, aber wenn mir ein Bild von Haus aus nicht gefällt, dann nehme ich es nicht.“

Kunsthandel Zöchling in Wien, Foto © Sofie Wünsch

Wenn die Banken das Einzige sind, was nervt

Was dem Galeristen an seinem Beruf am besten gefällt, ist schnell gesagt. „Die Kunst“, sagt Werner Zöchling. Eine angenehme Antwort, immerhin nicht etwas so oft Befürchtetes wie etwa „das Geld“. Apropos Geld: wie schwer hat man’s eigentlich als Galerist:in in Wien? „Ich glaube, dass es im Galeriebereich nicht so dramatisch schlecht zugeht. Aber das Problem ist, dass du bei Banken für Kunst keine Kredite bekommst. Wenn du noch so ein tolles Bild hast, kannst du das nicht immer vorfinanzieren, noch dazu bei einem geringen Überziehungsrahmen und darum tut sich der Handel irrsinnig schwer. Das Hauptproblem sind meiner Meinung nach also die Banken, die Basel III (Vorschriften des Basler Ausschusses der Bank für Internationale Zahlungsgleichheit – BIZ – zur Regulierung von Banken, Anm.)“. Was Werner Zöchling sonst so nervt? Das weiß er gar nicht. „Ich muss nachdenken; aber wenn du schon mal nachdenken musst, was dich nervt… dann nervt dich eigentlich eh nichts.“

Tipps, Tricks und wie schön es wäre, die Kunst einfach selbst zu behalten

Das Wichtigste sei es, mit Kolleg:innen zusammenzuarbeiten. Oder ins Ausland zu gehen, um Erfahrungen bei großen Galerien zu sammeln, „und sich das in Österreich dreimal überlegen. Ich wollte das immer gerne so machen, aber mir hat dazu das Geld gefehlt“, so Zöchling. Ebenso ratsam: hohe Kosten vermeiden. „Eine gute Lage muss man sich erarbeiten, denn: die Kunden sind das Kapital. Es ist sofort zum Scheitern verurteilt, wenn man keine Kunden, aber ein teures Geschäft hat.“

Kunsthandel Zöchling in Wien, Foto © Sofie Wünsch

Ok, genug der Ratschläge. Abschließend frage ich mich nämlich, ob es in Werner Zöchlings Galeristen-Dasein einen Moment gab, in dem er etwas so richtig bereut hat? „Ich habe es schon oft bereut, ein Werk verkauft zu haben, weil ich es mir selbst behalten wollte. Das passiert mir im Jahr mindestes 20 Mal. Es stört mich auch am meisten, dass ich mir die Sachen teilweile nicht selbst behalten kann: Sonst hätte ich schon ein tolles Museum zuhause,“ lautet die charmante Antwort.

Danach denke ich immer wieder daran, wie schön das doch wäre: so ein ganz eigenes Museum zuhause, wenn einen die Kunst doch so glücklich macht.

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