
Wir waren nicht in der Schweizer Hauptstadt Bern, sondern in Zürich (von dem viele glauben, dass es die Hauptstadt ist), und in Basel (der kulturellen Hauptstadt des Landes). Knapp eine Stunde Zugfahrt voneinander entfernt, eignen sich Zürich und Basel perfekt für einen Städtetrip am verlängerten Wochenende – besonders für jene, die die Berge lieben und abends einen Apéro in einer trendy Bar am Seeufer trinken möchten.
Mit seinen unverkennbaren Kleinstadtvibes, dem überschaubaren Altstadtkern und dem gemütlichen Flußufer an der Birs-Rhein-Mündung erinnert Basel uns sehr an Linz. Von der Tatsache, dass die drittgrößte Stadt der Schweiz sich leicht innerhalb von zwei Tagen per Fuß erkunden lässt, sollte man sich aber nicht beirren lassen: mit knapp vierzig Museen gilt Basel nicht umsonst als helvetische Kulturhauptstadt.

Das Kunstmuseum, das auch architektonisch Eindruck macht, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Neben hervorragend kuratierten Ausstellungen, wie aktuell “Kara Walker: A Black Hole is Everything a Star Longs to Be“, findet man hier Werke von Holbein und Rembrandt über Cézanne und Van Gogh hin zu Dalí und Kandinsky. Am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag ab 17 Uhr und am ersten Sonntag des Monats ist der Eintritt kostenfrei.
In Basel treffen Hipster-Vibes auf Mittelalter: zwischen kunterbunten Cafés mit willkürlich kombiniertem Möbiliar und trendigen Bars findet man immer wieder schmale Gassen, in denen sich spätmittelalterliche Häuser mit niedrigen Räumen und charakteristischen dunkelbraunen Holzbalken aneinanderreihen. Auf ihren Fassaden findet man oft den jahrhundertealten Hausnamen und das Baujahr, wie zum Beispiel “Hus zur Waltpurg 1438“.
Eine weitere unerwartete Facette der Kleinstadt Basel ist seine Industrie: Basel ist Pharmastadt. Die internationalen Konzerne Roche – dessen unverkennbare Zwillingstürme die Stadt überragen – und Novartis beschäftigen nicht nur viele Einheimische, sondern locken auch zahlreiche Internationals in die Stadt.
In nur einer Stunde Zugfahrt erreicht man das östlicher gelegene Zürich. Hier herrscht eine deutlich höhere Dichte an Luxusfahrzeugen, Chanelhandtaschen und glamourösen Boutiquen, und der Aperolspritzer kann hier schon mal 15 Franken kosten. (Achtung, in der Schweiz haben an Sonntagen viele Gastrolokale geschlossen).
Was Zürich abgesehen vom offen zur Schau gestellten Luxus so besonders macht, ist dass es hier nicht nur den Fluss Limmat, sondern auch einen See gibt. Steht man am Bürkliplatz, dann hat man die Zürcher Einkaufsmeile “Bahnhofstraße“ im Rücken und blickt geradewegs auf den Zürichsee, wo Motorboote und Segelschiffe gen Horizont treiben – fast so als hätte jemand den Wörthersee direkt ans Ende der Kärntnerstraße gepflanzt. Ein Tipp für gute Schwimmer:innen: Einmal im Jahr kann man den 1500 Meter breiten See im Rahmen der “Stadtzürcher Seedurchquerung” kreuzen.

Eine Besonderheit ist, dass man sowohl in Basel wie auch in Zürich mitten in der Stadt in den Fluß springen kann. Anders als in Wien, wo man erst etwas stadtauswärts radeln muss, wenn man in den stehenden bis ruhig fließenden Gewässern der Donau plantschen will, werfen sich die Schweizer:innen furchtlos mitten im Stadtzentrum in die Strömung. Viele Einheimische haben dafür die praktische Drybag dabei, in der man seine Habseligkeiten sicher transportieren kann.
Wer Lust auf Natur hat, der findet etwas außerhalb der urbanen Zentren traumhafte Wanderrouten unterschiedlichsten Niveaus. In Dornach, etwa zehn Kilometer außerhalb Basels, zum Beispiel, führt der Wanderweg nicht nur an weidenden Kühen vorbei sondern auch an absonderlich rund und asymmetrisch konstruierten Gebäuden, die an Illustrationen in Grimm’s Märchenbüchern erinnen. Tatsächlich handelt es sich um das Goetheanum und anliegende Häuser, die als Versammlungszentren der “Allgemeinen Antroposophischen Gesellschaft“ dienten, einer esotherisch-spirituellen Bewegung gegründet von dem Österreicher Rudolf Steiner.
Hört man “Schweiz“, dann denkt man vermutlich zuerst an Schokolade und Käse-Fondue. Tatsächlich haben Basel und Zürich deutlich mehr zu bieten: Wer gerne Städtetrip mit Badetagen und Wanderurlaub verknüpft, der ist gut beraten, den nächsten Schlafzug gen Südwesten zu buchen.